Höhe: bis 78 m ü. d. M.
Einwohnerzahl: 114
Das bedeutendste Werk mittelalterlicher Klosterbaukunst die "Pyramide der Meere" (Victor Hugo), gehört strenggenommen nicht mehr zur Bretagne, sondern zur Normandie. Die Insel im Wattenmeer ist 3 ha gross und rund. Der höchste Punkt ist die Statue des hl. Michael auf dem Vierungsturm der Abtei in 156 m Höhe. Ihr Besuch war nicht immer so ungefährlich wie heute. Man sagt, das Meer sei hier so schnell wie ein galoppierendes Pferd, und in Pilgerkreisen empfahl man mit Galgenhumor: "Gehst Du zum Mont vergiss nicht, Dein Testament zu machen!". | Die Bucht von St Michel hat die höchsten Gezeitenunterschiede Europas: Bis zu 14 km zieht sich das Meer alle zwölf Stunden zurück mit Geschwindigkeiten bis zu 15 km/Std. braust es dann wieder heran. Seit 1879 verbindet die 1800 m lange Deichstrasse die Insel mit dem auf dem Festland gelegenen Pontorson. Im Mai findet das Frühlingsfest statt; im Juli ein Pilgerzug über das Sandufer; festlicher Höhepunkt ist alljährlich das herbstliche Michaelisfest, Fete de St-Michel, das an dem Sonntag gefeiert wird, der dem 29. September, dem Tag des Heiligen, am nächsten liegt. | |
Die Legende erzählt dass im Jahr 708 der Erzengel Michael mehrmals dem Bischof von Avranches, Aubert, im Traum erschienen war. Von ihm erhielt er auch den Auftrag, auf dem nahegelegenen, damals noch Mont Tombe genannten Hügel eine Betkapelle zu bauen. Der fromme Mann gehorchte. | Als Vorbild diente ihm der Monte Gargano in Apulien, wo der Erzengel bereits 492 erschienen sein soll. Von dort brachten Pilger auch ein Stück seines roten Mantels mit. Die eigentliche Baugeschichte vollzog sich in drei grossen Epochen vom 11. bis zum 16. Jahrhundent. | |
Unter dem Normannenherzog Richard I. wurde 966 auf der Insel mit Mönchen aus St. Wandrille ein Benediktinerkloster gegründet. Diese errichteten über der Betkapelle des Bischofs Aubert eine zweischiffige Kirche, die Notre-Dame-sous-Terre (Unsere Liebe Frau unter der Erde) genannt wurde und die als das älteste Bauwerk im Klosterkomplex gilt. Im 11. Jh. entstand über der Kapelle Notre-Dame eine gewaltige romanische Abteikirche, dabei wurde die Vorgängerkirche in eine Krypta umgewandelt, welche die Plattform stützt, auf der die drei letzten Joche des Neubaus ruhen. Auch unter den Querschiffarmen und dem Chor wurden Krypten angelegt. Die Klostergebäude errichtete man nördlich davon in drei Stockwerken. Neben dem Wohlstand wuchs der religiöse Einfluß des Klosters. | Unter dem Abt Robert de Torigni (1154-1186) wurden die Gebäude vergrössert, die Kirche erhielt zwei Türme, gegen Westen verlängerten neue Wohnbauten die Plattform und im Südwesten wurden diese durch eine Herberge ergänzt. Im 13. Jh. stiftete der franzosische König Philippe Auguste eine große Summe, und 1212-1228 folgte im Stil der Gotik 'La Merveille', 'das Wunder'. Alles, was nebeneinander keinen Platz fand, wurde übereinander geschichtet. So entstand ein Komplex aus zwei angegliederten Gebäuden mit jeweils drei übereinander gelegenen Sälen. Im Osten sind dies von unten nach oben Almosen- und Gastraum sowie Speisesaal der Mönche; im Westen folgen einander Vorratskammer, Schriftraum und Kreuzgang. | |
Noch vor dem Ausbruch des Hundertjahrigen Kriegs im 14. Jh. wurde der Klosterberg befestigt, so dass er den Belagerungen der Englander während des Hundertjährigen Krieges standhielt. Im Jahr 1421 war der romanische Chor der Abtei eingestürzt und in spätgatischem Flamboyant-Stil wiedererrichtet worden. 1446 bis 1450 entstand die Krypta der Dicken Pfeiler. Der allmähliche Niedergang des Klosters begann nach 1516, als die ersten vom König eingesetzten Abte die Klosterleitung übernahmen und die Klostereinkunfte einbehalten konnten. | Nach einem Brand 1776 wurden die ersten drei Joche der Abteikirche abgebrochen und an ihrer Stelle die Westterrasse angelegt. Ende des 18. Jh.s lebte auf Mont St Michel nur noch ein Dutzend Mönche. Während der Französischen Revolution wurden sie vertrieben, das Kloster geplündert und die ganze Anlage für die nächsten zweihundert Jahre in ein Gefängnis verwandelt. In der Abteikirche mussten die Insassen fortan Strohhüte anfertigen. Erst Napoleon lll. stellte den ganzen Berg 1874 unter Denkmalschutz. Unter der Leitung von E. Corroyer und P. Gout wurde er dann bis 1888 umfassend restauriert. |