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Geschichte der Bretagne

 

Vereinigung mit Frankreich

1532 erreichte Franz I. eine Vereinigung der Bretagne mit Frankreich. Die Bretagne wurde eine französische Provinz und als solche unterstand sie einem von Paris entsandten Gouverneur. Die bretonischen Landstände hatten allerdings erreicht, dass die Ständeversammlung für die Festlegung der Steuern und für die oberste Rechtsprechung zuständig war. Die Ständeversammlung war das bretonische Parlament ab 1554 in Rennes, bestehend aus Vertretern des Adels, des Klerus und des Bürgertums. Es blieb bis in die französische Revolution bestehen.

Wirtschaftlich ging es mit der Bretagne mal wieder bergauf. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Schiffahrt stark gefördert und Hugenotten begründeten ihren Reichtum im Tuchhandel. Die Fischer fuhren für den Fang bis vor die Küste Kanadas, wobei Jacques Cartier aus St. Malo den Sankt-Lorenz-Strom entdeckte.

Leider ging es auch in diesen zwei Jahrhunderten nicht ohne die obligatorischen Streitereien: Die Hugenottenkriege wüteten auch in der Bretagne und selbst nach den Edikt von Nantes (1598) gab es im Westen immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten. Als Ludwig XIV. im Jahre 1685 das Nanter Edikt wieder aufhob verliessen viele Hugenotten die Bretagne. Die Spannungen zwischen der Bretagne und Paris hatten zwar schon unter Ludwig XIII. begonnen, aber der Sonnenkönig trieb es dann mit seiner Stempelpapiersteuer auf die Spitze. Um sie durchzusetzen setzte er die Privilegien des Ständeparlaments in Rennes ausser Kraft. Die Folge war eine Revolte, die sich zuerst gegen die königliche Ausbeutung richtete, aber im Laufe der Zeit wandelte sich das ganze zu einem Aufstand der armen Landbevölkerung gegen die Ständegesellschaft. Der Code Paysan entstand.

In diesem Bauerngesetzbuch forderten 14 ländliche Gemeinden die Rücknahme der neuen Steuern, die Abschaffung des Frondienstes und die gerechte Umverteilung des Grundbesitzes der Adeligen. Um den Ernst ihrer Forderungen darzustellen vereinigten sich um die 20000 Bauern zur Armée des Bonnets Rouges, der Rotkäppchenarmee, um unter Führung des Rechtsanwalts Sébastian Ar Balp schon mal einen Teil ihrer Forderungen, nämlich die Umverteilung, in die Tat umzusetzen. Sie plünderten Schlösser, Kirchen und Klöster und machten sich damit die Stände, also die eigenen Landsleute, zu ihren Feinden was dazu führte, dass diese sich mit den französischen Truppen gegen die Bauern verbündeten. Brutal wurde der Aufstand niedergeschlagen und die meisten Bauern hingerichtet oder gefoltert. Die Verbannung auf die Galeeren war noch die mildeste Strafe. Als ob das nicht schon genug wäre wurden zahlreiche Kirchtürme geschleift, die Rechte der Ständeversammlung beschnitten und es gab von 1688 bis 1789 einen Statthalter in der französischen Provinz Bretagne.

Bis zum nächsten Krieg erlebte die Bretagne einen Aufschwung der Schiffahrt. Egal ob Fischfang, Handelsschiffahrt, Piraterie, Schmuggel oder Freibeuterei, die Bretagne wurde die wichtigste Seeprovinz Frankreichs und einige Städte wurden reich damit:

  • Brest als Militärhafen,
  • Lorient duch den Sitz der Ostindischen Handelsgesellschaft
  • Roscoff durch den Schmuggel mit England und Irland
  • St. Brieuc durch die Hochseefischerei
  • Nantes, als einer der größten Handelshäfen durch Schiffe, die nach Fernost, den Antillen und an die westafrikanischen Küsten fuhren
  • und zu guter Letzt St. Malo, wie St. Brieuc ein Zentrum der Hochseefischerei, wie Nantes einer der größten Handelshäfen und berüchtigt, jedenfalls bei anderen seefahrenden Nationen, als Freibeuterhafen.

Es waren aber immer Küstenstädte, die reich wurden, das Landesinnere blieb von diesem wirtschaftlichen Aufschwung verschont.

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Die französische Revolution

Der Sturm auf die Bastille, dem Symbol einer willkürlichen Herrschaft, läutete 1789 die französische Revolution ein. Liberté, Egalité, Fraternité sind ihre Schlagworte, die auch in der Bretagne zuerst begeistern. Als die Republikaner dann allerdings die Kirchen und Klöster der überzeugt katholischen Bretonen plündern und zerstören und 1793 eine Zwangsrekrutierung zugunsten der republikanischen Armee eingeführt wird, schlägt die Begeisterung schnell um. Das Fass zum überlaufen bringt die Gebietsreform von 1798, nach der die Bretagne in fünf, von Paris aus verwaltete Départements aufgeteilt wird. Unter Führung des Landadels und des Klerus führen die Bauern einen blutigen Kampf gegen das Revolutionsheer.

Der Verlust an Menschenleben ist immens, auf Seiten der bretonischen Monarchisten wie auf Seiten der Revolutionsarmee. Die Königstreuen, die nicht in der Schlacht fielen wurden nachher der Guillotine anvertraut oder in leckgeschlagenen Kähnen auf der Loire ausgesetzt.

Politisch und geschichtlich tut sich nach der Niederschlagung des Aufstandes der Royalisten 1815 bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1914 nicht viel. Jean Hureau spricht von einer Periode der Verdunkelung in der Geschichte der Bretagne, während der sich das bretonische Volk in sein Schicksal ergeben hat.

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Der erste und der zweite Weltkrieg

waren für die Bretagne ein weiterer Tiefpunkt der Geschichte. Ca. 250.000 Bretonen, etwa10% der Gesamtbevölkerung, verloren zwischen 1914 und 1918 ihr Leben auf den Schlachtfeldern, hauptsächlich in den Schützengräben im Osten Frankreichs, da die Bretonen diesmal nicht nur als Seefahrer rekrutiert wurden, sondern in allen Waffengattungen ihren Dienst verrichten mussten. Viele wurden von den französischen Landsleuten erschossen, da sie kein Französisch sprachen und die Tagesparole nach dem Patrouillengang nicht beantworten konnten.

In den dreissiger Jahren bis zum Anfang des zweiten Weltkreiges gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung, der Badetourismus entwickelte sich, die Fischfangflotte wurde modernisiert und bretonische Werften hatten alle Hände voll zu tun um staatliche Schiffsbauaufträge auszuführen.

Der zweite Weltkrieg hatte für die Bretagne noch schlimmere Folgen als der erste. 1940 von den Deutschen fast kampflos erobert, wurden die vier wichtigsten Häfen, St. Nazaire, St. Malo, Lorient und Brest, und die Südküste regelrecht mit Beton gepanzert um einen dort vermuteten Angriff der Alliierten abzuwehren. Es kam zwar nicht zu dem Andriff an der Südküste, aber die Städte wurden durch die ständigen alliierten Luftangriffe grösstenteils zerstört. Auch fanden tausende Zivilpersonen dabei den Tod.

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Die Nachkriegszeit

Bis in die sechziger Jahre hinein wurden die Kriegsschäden beseitigt und langsam begann ein Aufschwung in der Agrarwirtschaft durch effektivere Anbaumethoden und eine bessere Vermarktung. Die Zahl der Sommerurlaubsgäste in der Bretagne steigt, was unter Anderem die Bauwirtschaft freut, da die Städte wachsen und Ferienhäuser gebaut werden müssen.

Rückschläge gab es in letzter Zeit zwar nicht durch Kriege, aber durch Schiffskatastrophen:

18. März 1967

Der Tanker "Torrey-Canyon" läuft vor der Küste Cornwalls auf Grund, verliert 120.000t Öl und verursacht die erste schwere Ölverschmutzung der bretonischen Strände.

24. Januar 1976

Die "Olympic Bravery", ein neuer 250.000t Tanker, läuft vor der Küste der Ile d'Ouessant auf Grund. Am 13. März bricht sie in zwei Teile und lässt 800t Erdöl ins Meer laufen.

17. Oktober 1976

Die "Boehlen" läuft vor der Küste der Ile de Seine auf Grund. Von den 36 Besatzungsmitgliedern überleben 11 das Unglück. Der Tanker hatte 9.600t Öl an Bord von denen nur 2.000 geborgen werden konnten.

16. März 1978

Der Supertanker "Amoco Cadiz" kentert 2km vor der Küste bei Portsall und verseucht durch den Verlust von 233.564t Rohöl einen ca. 360km langen Teil der nordwestbretonischen Küste von Brest bis nach St.Brieuc. Es ist das sechstgrösste Tankerunglück in der Geschichte der Seefahrt.

28. April 1979

Wieder vor der Küste der Ile d'Ouessant: Ein norwegischer Tanker und die "Gino" kollidieren. Die Gino sinkt sechs Stunden später mit 41.000t schweren Bitumens, die zum Teil später wieder an die Oberfläche kommen.

7. März 1980

Der mit 27.000t Heizöl befüllte, malegassische Tanker "Tanio" bricht vor der Ile de Bratz in zwei Teile. Acht Menschen sterben, der hintere Teil des Schiffes kann in den nächsten Hafen geschleppt werden. Das Vorderteil sinkt, 8.000t Öl laufen aus und verseuchen 140km der Küste des Finistère und der Cote d'Armor

12. Dezember 1999

Der Tanker "Erika", beladen mit 24.000m3 schwerem Heizöl, bricht 70km südlich von Penmarc'h auf hoher See auseinander. Mehr als 18.000t laufen aus den beiden Wrackhälften. Der Versuch das Heck zu bergen misslingt.

Eine genaue Beschreibung des Hergangs und der Anstrengungen der französischen Regierung die Küste zu retten finden Sie unter www.bretagne.com

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